Georg Heuschen

Zeichnung (in Arbeit)

Skulptur (in Arbeit)

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Break on thru to the other side
Die schamanistischen Werkzeugphantasien Stefan Zöllners

Waren seine Objekte bis 1998 noch Einwohner ihres jeweils eigenen Universums, Planet und Sonne gleichermaßen einer inwendigen Doppelfigur, die sich auf einer chymischen Egohochzeit in einem geheimen Ritus selbst umkreist, um ihren auratischen Dynamo aufzuladen, sind die Arbeiten seit 1998 in einer neuen Gemengelage schamlos aktiv.

Vorausahnend angelegt und in seiner zentralen Arbeit dieser Zeit "Camera obscura" nach und nach verwirklicht, werden jetzt die einzelnen Objekte, wie in seinen Zeichnungen schon immer im Mit- und Gegeneinander, in einen gemeinsamen Tanz verwickelt. 1998 zuerst noch ironisch selbstisch auf ihre Autarkie pochend und locker unter einem Krankenhausdach in Beziehung gesetzt in "Crême de la crême".

2001, nach einem intensiven Schwitzhüttenwinterschlaf erscheint dann "System" in einer konzentriert neuen Form. Fast sarkastisch zwingt Zöllner jetzt vom Bürger verworfenes Mobiliar in einen unbenannten Wirkzusammenhang. Die große zweiteilige Skulptur ist das modulare Versprechen einer Parallelwelttechnokratie, kreatives Recycling endlich auch im Raumschiffbau einzusetzen.

Im Habit einer Arte-povera-Falle für Colani-Adepten entsteht ein gespenstisches zweieiiges Zwillingspaar. Eine vermeintlich funktionable Gerätschaft, die horizontal liegend, uns unangenehm voraus, in ihre eigene, fremde Zukunft ragt oder, in die Vertikale gestellt, hinterfotzig perfekt die Hausbar von Shiva imitiert.

Von dieser konzertierten Aktion mußte sich Zöllner im folgenden Jahr erst wieder erholen, überrascht seine Freunde und Liebhaber aber dann mit der Verwirklichung eines langgehegten Wunsches: der in hunderten von Zeichnungen versprochene wirbelnde Gerätewahnsinn wird endlich materialisiert.

2002 werden seltsam sittsam, oder besser, organisiert in Spannung gehaltenene Kleinobjekte in ein sexuell aufgeladenes Swingerensemble gezwungen. Die in Schwebekopulation gehängten Akteure sind in einem Schaufenster mit exhibitio- nistischer Lust zugange und nicht wenige der Besucher dieser Ausstellung wün- schten sich spontan die filmische Animation dieser Orgie.

Nicht weniger lustvoll, aber weitaus "ernster" entsteht später in diesem Jahr eine weitere Installation beziehungsreich arrangierter Objekte: "Flugzeug- fressende Gärten". Angeregt von einer Bildikone seines Ahnen Max Ernst "Jardin gobe-avions" fixiert Stefan Zöllner jetzt sich Maschinen anverwandelnde Insekten in einem beinahe filmischen Still.

Quer durch den Raum und die Betrachtersehrinde havarieren die Phantasien auf aggressiv geordneten Sandlandebahnen. Gerade noch verfolgen wir die subtilen Mäander des Max-Ernst-Zitats, da erreicht uns, langsam in den Nacken kriechend, die Überhöhung, in der uns Zöllner brutal feinsinnig den Crash der Technik als die Gitterwände des Materiekäfigs vorführt.

Beitrag zum Katalog "Boxenstopp"